Glossar
Atem
Prana in der indischen Philosophie: In der Yogatradition und Ayurveda ist „Prana“ das Lebensenergiekonzept. Es steht für die vitale Lebenskraft, die durch alles Lebende fließt. Pranayama, eine der Säulen des Yoga, beinhaltet Atemübungen, die darauf abzielen, das Prana im Körper zu regulieren und zu erhöhen.
Qi oder Chi in der chinesischen Philosophie: In der traditionellen chinesischen Medizin und im Daoismus bezeichnet Qi die Lebensenergie, die in allem existiert. Qigong und Tai Chi sind Praktiken, die den Fluss von Qi im Körper durch Bewegung und Atmung regulieren.
Ruach in der jüdischen Tradition: Das hebräische Wort „Ruach“ kann mit „Wind“, „Atem“ oder „Geist“ übersetzt werden. In der Bibel wird oft von Gottes „Ruach“ gesprochen, was sowohl den Atem des Lebens als auch den Heiligen Geist symbolisiert.
Pneuma im antiken Griechenland: Das Wort „Pneuma“ kann als Atem oder Geist übersetzt werden. In der antiken griechischen Philosophie war es sowohl mit dem Leben als auch mit dem Geist verbunden.
Psyche im antiken Griechenland: Das altgriechische Wort Psyche steht für Atem, Hauch und Seele.
Atem in der christlichen Theologie: Im Neuen Testament wird der Heilige Geist oft in Verbindung mit dem Atem gebracht. Bei der Schöpfung „hauchte“ Gott Adam den Atem des Lebens ein.
Tummo in der tibetischen buddhistischen Tradition: Tummo-Meditation, oft als „innere Feuermeditation“ übersetzt, ist eine Praxis, bei der die Atmung verwendet wird, um innere Wärme und Energie zu erzeugen.
Atem und Herz
Atmung und Herzfrequenz sind auf das Engste miteinander verbunden. Jeder tiefe Einatemzug lässt das Herz schneller schlagen und jeder Ausatemzug verlangsamt die Herzfrequenz. Die Ausgeglichenheit dieses Systems ist ein Maßstab für das allgemeine Wohlbefinden. Es hat Auswirkungen auf unser Denken und Fühlen und auf die Reaktion unseres Körpers auf Stress. Inzwischen kann mit wissenschaftlichen Methoden nachgewiesen werden, dass die Veränderung von Atemmustern einen positiven Einfluss auf den Umgang mit Wut, Angst und Depression hat und sich positiv auf körperliche Probleme wie zum Beispiel Bluthochdruck, erhöhter Stresshormonspiegel, Asthma oder Rückenschmerzen auswirkt.
Vegetatives Nervensystem
Der Atem wirkt unmittelbar auf das vegetative Nervensystem. Es ist mit seinen beiden Zweigen Sympathikus und Parasympathikus das wichtigste überlebenssichernde System im Körper. Über chemische Botenstoffe wie Adrenalin bereitet der Sympathikus den Körper auf Aktivitäten wie Kampf- oder Fluchtreaktionen vor. Die Herzfrequenz wird erhöht und der Blutdruck steigt. Der Parasympathikus fördert selbsterhaltende Körperfunktionen wie Verdauung oder Wundheilung und unterbricht als Gegenspieler des Sympathikus die Erregung des Körpers. Die Atmung wird ruhig, die Herzfrequenz sinkt, Muskeln entspannen sich.
All die kleinen Zeichen, die wir im Laufe eines Gespräches instinktiv registrieren – die Muskelbewegungen und Spannungen, die im Gesicht eines anderen Menschen zu erkennen sind, Augenbewegungen und Veränderungen der Pupillengröße, Sprechgeschwindigkeit und Tonhöhe der Stimme – sowie die Fluktuationen in unserer inneren Landschaft – Speichelfluss, Schlucken, Atmung und Herzfrequenz – sind durch ein einziges Regulationssystem, das vegetative Nervensystem, miteinander verbunden. (Paul Ekman, Consulting Psychologists Press)
Endokrines Drüsensystem
Die Atmung hat eine regulierende Wirkung auf das endokrine Drüsensystem. Dieses ist zuständig für die Produktion verschiedener Botenstoffe oder Hormone, wobei zwischen stimulierenden und hemmenden Botenstoffen unterschieden wird. Ihr Zusammenspiel entscheidet darüber, ob wir uns wohlfühlen, psychisch robust sind oder nach tiefem erholsamen Schlaf mit guter Laune und Tatendrang aufwachen. Zum endokrinen Hormonsystem gehören: Hypophyse und Zirbeldrüse im Gehirn, Schilddrüse und Nebenschilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Nebennieren (Stressregulierung) und Geschlechtsdrüsen.
Neijing Tu – Karte des inneren Gewebes –
Die „Karte des inneren Gewebes“ oder „Neijing Tu“ ist eine bekannte Zeichnung in der traditionellen chinesischen Medizin. Es ist eine Art Körperkarte, die auf der Theorie des Qi und der Meridiane basiert. Sie symbolisiert die geistigen Kräfte des Menschen entlang der Wirbelsäule und Organe. Cornelis Veening hörte 1933 auf der ersten Eranustagung in Ascona einen Vortrag des Sinologen Erwin Rouselle über das Neijing Tu und erkannte Parallelen zu seiner eigenen Atemarbeit.
Psyche und Soma
Psyche, altgriechisch: Atem, Hauch, Seele. Soma, griechisch: Körper, Leib. Psychosomatik bedeutet, dass Körper und Seele zwei untrennbar miteinander verbundene Aspekte des Menschen sind, die nur aus methodischen Gründen oder zum besseren Verständnis unterschieden werden. (Axel Schweighardt, 2005)
Focusing
Focusing ist weniger eine therapeutische Technik als vielmehr die erlernbare Fähigkeit, selbstständig Lösungen bei anstehenden Fragen und Themen im Leben zu finden. Das Wichtigste beim Focusing ist es, den Fragen und Themen die innere Stimme des Körpers zur Verfügung zu stellen und Antworten, die von da kommen, zu berücksichtigen.